Möglichkeiten für Doppeldiplom

Eötvös Lóránd Universität Budapest (H)
Universität Debrecen (H)
Universität Szeged (H)

Neue Westfälische
NR. 102, Samstag/Sonntag, 1./2. MAI 2004

Vorfreude auf kluge Köpfe

Kontakte zu Ungarn gehören für Paderborner Mathematiker schon lange zur Tagesordnung

VON JUTTA STEINMETZ

Paderborn. "Ich freue mich weiter auf viele kluge Köpfe", sieht Prof. Dr. Dr. hc. mult. Karl-Heinz Indlekofer dem 1. Mai 2004 mit seiner EU-Erweiterung mit Begeisterung entgegen. Grenzüberschreitungen sind für den Mathematiker der Paderborner Universität nichts Ungewöhnliches. Vor just 30 Jahren weilte der Primzahlenjäger auf einer Tagung in Debrecen. Ein Besuch mit ungeheuren Folgen.

Denn seitdem ist der Kontakt zu Ungarn nicht mehr abgerissen. Wissenschaftler, Stundenten und damit auch viele kluge Gedanken pendeln zwischen Ost und West hin und her. Einen ersten Vertrag mit der Universität Budapest hatte es schon 1986 gegeben, ab 1990 folgten EU-Projekte, die den ost- und mitteleuropäischen Universitäten bei ihrer (Weiter)Entwicklung helfen sollten. "Da waren wir von Anfangen dabei", erinnert sich Indlekofer. Zu vier ungarischen Städten, u.a. Budapest und Debrecen, knüpften die Wissenschaftler fruchtbare Kontakte. "Klammer war die Mathematik und die Informatik", erzählt er.


Kooperationsvertrag 1994 geschlossen
1994 schließlich erlebte der lebhafte Austausch zwischen Paderborn und Ungarn auch einen formellen Höhepunkt. Die Universitäten von Debrecen und Paderborn schlossen einen Kooperationsvertrag - zeitgleich besiegelten übrigens auch die Städte ihre Freundschaft. Im Institut für Mathematik ist Ungarn ständig präsent. "Über 1.000 Mann-Monate" habe man bislang verzeichnen können, lacht Prof. Indlekofer. Sprich: mehr als 200 Studenten aus Ungarn, deren Leistungsfähigkeit und Niveau den

Regen Austausch: Péter Hornok, Prof.Dr.Dr.hc.mult.Karl-Heinz Indlekofer und Anna Melinda Barát (von links) pflegen schon seit einiger Zeit eine intensive deutsch-ungarische Freundschaft-unter dem Dach der Mathematik
FOTO: REINHARD ROHLF
Mathematiker begeistern, waren schon in Paderborn, um hier für ein bis zwei Semester ihre Studien zu betreiben. Die wissenschaftliche Freundschaft wird jetzt mit dem deutsch-ungarischen Doppeldiplom zu neuer Blüte geführt. Péter Hornok und Anna Melinda Barát sind die ersten Mathematiker, die sich den Anforderungen der beiden Universitäten Paderborn und Szeged stellen. Der Abschluss sei nicht nur für die jungen Wissenschaftler von Vorteil, meint Indlekofer, sondern auch für die Professoren. Diese müssen sich nämlich, um die Belange ihrer Prüflinge nicht aus dem Blick zu verlieren, gleichfalls austauschen. Und so wird dei Partnerschaft "weiter mit Leben gefüllt".

Auch die Dozenten pendeln eifrig hin und her. 450 Besucher hat es schon gegeben.

Und das waren nicht nur freundliche Visiten von Delegationen. "Da stand etwas dahinter", meint Indlekofer. Intensiv hätten sich die Dozenten mit den Paderborner Universitätsstrukturen befasst, die Bibliothek besucht und vieles mehr ergründet.

Dass auch außerhalb der Mathematik jede Menge hängen bleibt, versteht sich von selbst. Es sei sehr reizvoll im doch recht kleinen Land Ungarn die Kultur kennen zu lernen und Kontakte bis in die Spitzen der Politik zu knüpfen, meint der Zahlenexperte. Und so ist für ihn der 1. Mai 2004 mit der EU-Erweiterung auch ein Freundentag. Ungarn, so weiß er Ängste zu beschwichtigen, sei kein Entwicklungsland. Sehr gut sei man dort in dem Wissenschaften. Da müsse man "nichts aufpäppeln".